Sehr geehrte Damen und Herren ,
Lametta!
„Früher“, stellte Opa Hoppenstedt, besser bekannt als Loriot, schon 1978 fest, „war mehr Lametta!“ Da hatte er recht. Die Nachfrage nach Lametta schwand. 2014 stellte die Firma Riffelmacher & Weinberger als letzte in Deutschland die Lamettaproduktion ein. Mit dem Lametta verschwand zugleich jene Dualität, die der bundesrepublikanischen Gesellschaft Ordnung und Struktur verliehen hatte. Eine klare und unmissverständliche Dualität wie "links und rechts", "ja und nein", "Frau und Mann", ja klarer noch, denn hier gab es keine Zwischentöne: es gab nur Lametta und kein Lametta. Entweder hing Lametta am Baum oder es hing kein Lametta am Baum. Keine Grauzone. Kein Kompromiss. Die Gesellschaft bestand aus Lamettahängern und Lamettanichthängern und beide betrachteten sich gegenseitig als kulturell vollkommen Verirrte, die wahrscheinlich auch aufeinander losgegangen wären, wenn nicht, ja wenn nicht gerade Weinachten gewesen wäre.
Und heute? Kein Lametta mehr. Wir haben sozusagen Unisexweihnachtsbäume. Aber zugleich eine Potenzierung der Klimbimvielfalt an den Bäumen, dass Opa Hoppenstedt sich seine letzten Haare ausgerauft hätte. Wir treffen keine grundlegenden Entscheidungen mehr. Wir konfigurieren. Autos ebenso wie Identitäten, unser Leben oder halt Weihnachtsbäume. Aber schön ist es doch. Wie sagte Greta Garbo einst: „Man altert nicht während des Jahres, sondern während der Weihnachtstage.“ Was hat das jetzt damit zu tun? Nichts. Schwamm drüber. Reden wir nicht mehr von früher. Früher war eh zu viel Lametta.
Ihr RHEIN SIEG FORUM Team
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